Licht und Schatten…
Die Modulation von Software Defined Radios wird nicht nur
im Internet, sondern insbesondere auf den Bändern sehr ambivalent diskutiert.
Während eine Seite die oftmals wenig runde und HF-lastige Modulation
kritisiert, schwärmen die Befürworter von SDR von den fulminanten
Einstellungsmöglichkeiten dieser Transceiver. Aus nunmehr fünf Jahren eigener
Erfahrung mit SDR kann ich konstatieren, dass die Wahrheit derzeit irgendwo in
der Mitte zwischen beiden Auffassungen liegt.
Sicher ist, dass die Flexradios der Serie 5000 anfällig
für HF auf der Modulation waren und sind. Gleiches galt auch für die ersten
Bauserien der 3000er Generation. Doch nicht nur bei Flexradio gab es
diesbezüglich Herausforderungen. Auch mein Anan 100 reagiert feinfühlig auf HF
im Shack und legt diese bei nicht ordnungsgemäßer Verkabelung – insbesondere mit
Blick auf die Stationserde – schnell auf die Modulation. Den hierdurch
entstehenden dumpfen und wenig dynamischen Klang kennen viele YL und OM – und –
ärgern sich darüber zu Recht.
Sicher ist jedoch auch, dass sich HF im Shack beseitigen
lässt. Bereits angedeutet habe ich die Relevanz einer ordentlichen Stationserde
für SDR. Während klassische Transceiver mit fliegender Verkabelung weniger
Probleme haben, scheinen SDR hierfür anfälliger zu sein. Durch meine
regelmäßigen portablen Funkaktivitäten ist mir dieser Unterschied besonders deutlich
geworden. Abhilfe schaffen grundsätzlich Mantelwellensperren. Zu den
theoretischen Grundlagen über Gegentakt- und Gleichtaktströme hat Wolfgang,
DG0SA, sehr gute Vorträge erarbeitet, die leicht verständlich auf die
Problematik der Mantelwellenentstehung eingehen. Darin finden sich auch Lösungsansätze,
um der Problematik wirkungsvoll zu begegnen (http://www.dg0sa.de/).
Als geeignete Mantelwellensperren gelten heute Ferritperlen, die über
Koaxialkabel gezogen werden oder aber der bekannte Kellermann-Balun. Auch auf
Kunststoffrohr gewickelte Koaxialkabel sollen über eine entsprechende
Sperrwirkung verfügen.
Sicher ist weiterhin, dass SDR über eine Fülle an Einstellungsmöglichkeiten
verfügen. Die Realisierung dieses Umfanges kostet bei konventionellen
Transceivern derzeit noch einiges an zusätzlichem Geld, da externe Equalizer
und Mischpulte häufig optional erworben werden müssen. Bei PowerSDR befindet
sich alles in einer Software. Hierbei spielt es auch keine Rolle, ob Flexradios
PowerSDR 2.X oder openHPSDRs PowerSDR mRX verwendet wird.
Welche
grundsätzlichen Einstellungsmöglichkeiten bietet PowerSDR?
·
klassische Mikrofonverstärkung mit der Option
eines 20dB Mic-Boots
·
Kompressorfunktion,
·
variable Einstellung der Sendebandbreite,
·
Equalizer.
In der Gesamtschau verfügt PowerSDR somit über alle wichtigen Funktionen, um ein hervorragendes Modulationsergebnis – out of the box – zu erzielen.
Wie lässt sich die
Modulation bei SDR optimal einstellen?
PowerSDR verfügt über eine Monitorfunktion, mit welcher
in Echtzeit die eigene Modulation während des Sendevorganges parallel abgehört
werden kann. Diese Funktion scheint zunächst nützlich, ist aber zur Einstellung
und Optimierung des eigenen Sendeklangbildes nur unzureichend geeignet. Viel
geeigneter erscheint die Variante, einen separaten Empfänger zu verwenden. Bob
Heil empfiehlt in diesem Zusammenhang, einen Empfänger unmittelbar in der Nähe
des SDR zu platzieren. Während das SDR besprochen wird und die Sendeenergie auf
einen Lastwiderstand gegeben wird, kann die eigene Modulation auf dem zweiten
Empfänger in Echtzeit abgehört werden. Dieser zweite Empfänger, bei mir ein Yaesu
FT-857d, wird an keine Antenne angeschlossen. Die Sendeleistung des SDR ist so
einzustellen, dass beim Besprechen keine höhere Signalstärke als S7 auf dem
Zweitempfänger erzeugt wird.
Nachdem dieser Testaufbau fertiggestellt ist, geht es nun
an die Einstellungen in PowerSDR. Abhängig vom Mikrofon sollte zunächst die
passende Einstellung der Sendebandreite gewählt werden. Für Heils HC 4 halte
ich eine Bandbreite von 0 – 2700 Hz für zweckmäßig. Eine HC6 hingegen sollte im
Bereich von 200 – 2900 Hz eingestellt werden, um das Signal entsprechend
aufzuhellen.
Wenn dies geschehen ist, kann geprüft werden, wie stark
die Aussteuerung des Mikrofons in PowerSDR ausfällt. Im TX-Meter oben rechts in
PowerSDR ist im Dropdown Menu „Mic“ auszuwählen.
Um eine solide Aussteuerung zu erzeugen, ist es
notwendig, dass sich das Signal stets an 0dB annähert. Das heißt, -7 dB sind im
Durchschnitt zu wenig und bereits +1dB ist zu viel. Abhängig vom verwendeten
Mikrofon ist die Aussteuerung in der Regel zu gering. In diesem Fall kann im
Transmit Menu ein 20dB Boost zugeschaltet werden. Weiterhin habe ich festgestellt,
dass der Kompressor bei den meisten Mikrofonen genutzt werden sollte, um eine
solide Aussteuerung zu erreichen. Ohne Kompressor ist bei meiner Stimmlage nur
eine unzureichende Aussteuerung zu erzielen. Auch bei Justierung des
Schiebereglers „Comp“ sollte stets der Blick auf TX-Meter gerichtet sein, um zu
prüfen, ob der Kompressionsgrad zu hoch ausfällt. Auch bei ALC Comp sollten 0dB
keineswegs überschritten werden.
Nachdem diese Grundeinstellungen erfolgt sind, kann nun
der Equalizer eingestellt werden. Zweckmäßig ist es zunächst, den 10-Band
Equalizer zu aktivieren, um eine fein abgestufte Einstellung zu realisieren.
Ein Kochrezept hierfür gibt es nicht.
Die passende Einstellung kann nur durch eine Gegenstation
oder mit dem zweiten Empfänger gefunden werden, weil die menschliche Stimme
sehr unterschiedlich ausfällt. Wie zuvor ist auch bei dieser Justage TX-Meter
zu beobachten, um nicht über 0dB auszuschlagen. Während alle Einstellungen
vorgenommen werden, sollte im TX-Meter auch immer wieder die ALC geprüft
werden, um zu sehen, dass diese annähernd bei 0dB liegt. Der Grund für die 0dB
Grenze im TX-Meter liegt schlichtweg darin, den Sender mit der Modulation nicht
zu überfahren. Werden SDR übersteuert, so führt dies wie auch bei herkömmlichen
Transceivern unweigerlich zu Splatter und damit zu Behinderungen von
Nachbarstationen.
Welche Mikrofone
sind für SDR geeignet?
Aufgrund der umfänglichen Einstellungsmöglichkeiten in
PowerSDR lässt sich fast mit jedem Mikrofon eine brauchbare Modulation
erzeugen. Insofern habe ich bereits gute Erfahrungen mit Sennheisers PC151
machen können, welches durch den Anan unmittelbar mit einer fünf Volt Spannung
am Tip versorgt werden kann, sofern die richtigen Jumper gemäß dem Manual
gesetzt wurden. Aber auch deutlich günstigere Abarten von PC-Mikros bieten mit
der richtigen Einstellung gute Klänge. Im Folgenden gehe ich kurz auf die
Charakteristik der von mir am häufigsten genutzten Mikrofone ein:
Heil HC4
·
relativ kostenintensiv,
·
von Haus aus helle Modulation,
·
20dB Boost sollte zugeschaltet werden,
·
klingt ohne Equalizer teils sehr „giftig“,
Heil HC6
·
relativ kostenintensiv,
·
von Haus aus sehr dumpfe Modulation ohne Höhen,
·
20 db Boost ist zuzuschalten
·
die Modulation ist mithilfe des Equalizers auf
der gesamten Bandbreite einstellbar
·
bestens als Allrounder geeignet.
Behringer XM1800
·
sehr günstiges dynamisches Studiomikrofon,
·
von Haus aus etwas dumpfer Klang mit wenigen
Höhen,
·
20 db Boost ist zuzuschalten,
·
die Modulation ist mithilfe des Equalizers auf
der gesamten Bandbreite einstellbar
·
bestens als Allrounder geeignet.
Zusammenfassung
·
Nahezu jedes Mikrofon funktioniert am Flexardio
oder am Anan.
·
Der 20 dB Boost ist in der Regel zu aktivieren.
·
Die ALC sowie die übrigen TX-Meter sollten nie
die Grenze von 0dB überschreiten.
·
Der Kompressor wirkt wahre Wunder für eine
solide Aussteuerung.
Die dargestellten Erfahrungen sind ausschließlich eigene Erfahrungen.
Abhängig von der jeweiligen Stimme können andere Einstellungen als hier
aufgeführt zielführender sein. Über andere Erfahrungen, Bestätigungen und
Kritik freue ich mich.
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