Labels

Log of DM5HF

Samstag, 3. März 2018

vesseltracker @ DM5HF: AIS Client Agathenburg

Seit nunmehr einigen Monaten betreibe ich an meinem Antennenstandort nicht nur Amateurfunk, sondern ich bin auch Spotter im Vesseltracker-Netzwerk. Hierbei empfange ich AIS-Daten, die anschließend ins Internet zu Vesseltracker übertragen werden 

Was ist AIS? Einfach gesagt handelt es sich um eine Art APRS im professionellen Sinne. AIS steht dabei für Automatic Identification System und überträgt neben anderen Informationen vor allem den Standort von meist kommerziell betriebenen Schiffen und Booten. Dabei senden die Schiffe ihre Daten auf 2 Frequenzen im UKW-Seefunk-Bereich:
  • AIS 1 – 161,975 MHz (Kanal 87B)
  • AIS 2 – 162,025 MHz (Kanal 88B)
Wer in der Nähe von Schifffahrtsstraßen wohnt, kann die oft starken Signale problemlos mit einem Empfänger hören und mittels verschiedener Software auch über einen NF-Link am PC oder Smartphone decodieren. Weitere Informationen finden sich z.B. auf Amateurfunk im Alstertal oder bei Radio DARC.

Was ist Vesseltracker? Vesseltracker ist ein Online Dienst des US-Unternehmens Genscape. Auf der Website sehen User im Internet je nach Account Daten über die Schiffe, welche von Spottern weltweit empfangen und ins Internet übertragen werden. Dies ist für Privatpersonen eher ein vergnüglicher Zeitvertreib, für Reeder und andere kommerzielle Unternehmen jedoch eine wichtige Informationsquelle. Die heute eng getaktete Supply Chain erfordert es im gesamten logistischen Prozess, just in time zu wissen, wo sich ein Schiff befindet und wann es mit hoher Wahrscheinlichkeit den nächsten Zielort erreichen wird. Dies ist nicht zuletzt deswegen wichtig, da die Fracht von Schiffen in kurzer Zeit gelöscht werden und anschließend auf der Straße, per Bahn oder Flugzeug zum Empfänger gelangen soll. Jeder der sehnsüchtig auf Pakete aus entfernten Regionen wartet, ist schließlich froh, wenn die Zeitspanne zwischen Bestellung und Lieferung so kurz wie möglich ausfällt.

Wie kann man Spotter werden? Um Vesseltracker mit Informationen zu füttern, kann man auf Anfrage Antennenpartner für Genscape werden. Nach Interessenbekundung, z.B. an meinen Funkfreund Jörg DM4DL (oder an Vesseltracker direkt) erfolgt die Kontaktaufnahme mit dem künftigen Spotter auf und es werden die Details der Zusammenarbeit geklärt. Im Zuge dessen wird ein kleiner Vertrag erstellt, der regelt, dass die betriebsfertige Empfangsausrüstung leihweise zur Verfügung gestellt wird. Im Gegenzug dafür erhält der künftige Spotter den Zugang der sonst kostenpflichtigen Coastal License im Wert von 1.200$ p.a. für die Dauer seiner Spotting-Unterstützung. Im nächsten Schritt wird geklärt, was an Kabeln etc. benötigt wird und wenige Tage später folgt ein großes Paket, welches im Wesentlichen aus folgenden Baugruppen besteht:
  • Kabel und Stecker
  • Antenne
  • AIS Empfänger
  • Raspberry Pi
Die Einrichtung der Pi ist bereits durch Genscape erfolgt. Da ich keinen LAN-Anschluss in meinem Shack besitze, habe ich die Konfiguration WLAN erhalten. Damit speist die Pi die empfangenen Daten per WLAN in mein Gästenetzwerk der Fritzbox ein.

Im Betrieb sieht die Anlage bei mir wie folgt aus:
Ein typisches Empfangsbild meiner Spotting-Station
 Die Empfangstechnik ist hier zu sehen:

Zu sehen ist in gelber Farbe der AIS RX und rechts daneben befindet sich die Pi, welche per LAN mit meinem Fritz Repeater gekoppelt und von dort drahtlos mit der Fritzbox und dem Internet gekoppelt ist

Die Antenne ist natürlich die wichtigste Baugruppe und ist auf meinem Tower die am höchsten montierte Rundstrahlantenne.
Gibt es einen Mehrwert auch für den Amateurfunk selbst? Diese Frage kann ich mit einem ganz klaren Ja beantworten. Es ist möglich, die IP-Adresse der Pi im Heimnetzwerk direkt abzurufen. Auf dem sich dann aufbauenden Bild sieht man jene Schiffe, die durch die eigene Empfangsanlage gesehen werden. Im Internet finden sich schließlich nur die kumulierten Daten, was zur Einschätzung der eigenen Empfangssituation keine Informationen bietet. Auf dem eigenen Empfangsbild gewinnt man schnell einen Eindruck darüber, welche Empfangsentfernungen realisiert werden können. Nun aber zum Nutzwert für den Amateurfunk. Die beiden AIS Frequenzen befinden sich sehr dicht an unserem 2m Band. Damit lassen sich Überreichweiten und angehobene Bedingungen per AIS sehr schnell und zielgerichtet erkennen. Bei mir ist es ein gutes Zeichen, wenn ich nicht nur Schiffe auf der Elbe im Umkreis von 70 Km sehe, teils habe ich schon Schiffe auf der Weser oder auf der Nordsee decodieren können. Dieses Feature ist in der Tat ein Mehrwert, der dem geneigten UKW-Funkamateur gefallen dürfte.

Mittels Zooming lässt sich sehr gut der aktuelle Betrieb im Hamburger Hafen sehen

Schiffe, die empfangen werden können per Klick ausgewählt werden. Für mehr Informationen öffnet sich ein neuer Tab mit detaillierten Infos zu dem jeweiligen Schiff.

Hier ist das just im Moment am weitesten entfernte Schiff zu sehen, welches sich bereits in der Fahrrinne zur Elbe in über 71 Km Entfernung befindet. Insgesamt empfange ich auf diesem Bild 156 verschiedene Schiffe und Boote.

Insgesamt muss ich sagen, dass es mir große Freude bereitet, bequem zu sehen, was sich auf dem Wasser vor meiner Haustür abspielt...

Keine Kommentare: