Bereits vor einiger Zeit hatte ich darüber berichtet, wie es mit geringem Aufwand möglich ist, Yaesus FT857 samt ATAS-120 in einem Ford Focus zu montieren. Nachdem mich der Focus über viele Jahre lang treu begleitete, stand im vergangenen Jahr ein Wechsel an, über den ich bereits berichtete (Link). Neben diesem Wechsel ergab sich noch ein weiterer, indem ich mich von meinem 857 trennte und stattdessen auf den Elecraft KX3 umsattelte. Da ich seit geraumer Zeit auch über die zugehörige KXPA100 samt ATU verfüge, reifte schnell die Überlegung, neben der Portabelmöglichkeit des KX auch den mobilen Kurzwellen-Einsatz zu testen.
Damit waren bereits die wesentlichen Baugruppen vorhanden, nur ein entscheidendes Modul fehlte noch – die Antenne. Mit ein wenig Recherche bei den einschlägigen Herstellern kristallisierten sich schnell die dominierenden Konzepte heraus:
1) Die Screwdrivers
Diese Antennen funktionieren nach dem Prinzip, das eine motorgetriebene Spule samt Federstahlrute zur Resonanz führt. Die genannte ATAS120 wäre neben den Antennen von Tarheel eine bekannte Vertreterin. Vor dem Hintergrund, dass die KXPA100 jedoch über einen ATU verfügt, Screwdrivers zusätzlich recht kostenintensiv sind und obendrein auch mechanisch als nicht unanfällig gelten (Streusalz im Winter etc.), kam diese Art somit nicht in Frage.
2) Die Wanderleitung
Mittlerweile existieren eine Vielzahl von Antennen, die über ein spezifisches Spulen-Wickelschema am unteren Ende verfügen und mittels einer Wanderleitung den passenden Abgriff finden. Damit lässt sich bereits eine grobe Resonanz erzielen. Die Feinjustage erfolgt jedoch über die Verkürzung oder Verlängerung der Rutenspitze. Bekannte Vertreter dieser Antennen firmieren oft unter dem Stichwort Outbacker, allerdings stammen die Originale aus Australien und sind aktuell nur schwerlich am deutschen Markt zu finden. Der Preis deutet zudem in die Richtung der Screwdrivers. Die bei uns oft für kleines Geld angebotenen Derivate haben mich bisher weder mechanisch noch hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit überzeugen können. Insofern schied auch diese Möglichkeit für mich aus.
3) Das Monobandkonzept
Im Aufbau verglichen zu den vorgenannten Systemen schnörkellos, ist die Monobandmobilantenne immer noch in vielfältigen Variationen zu finden. Kurze Modelle mit einer Länge von gerade einmal 1,2m finden sich neben anderen Antennen, die deutlich über 2m Länge aufweisen. Persönlich überzeugend finde ich stets die Antennen von ProAM, die ich bereits in meiner Studentenbude auf 80m vom Fensterbrett aus mit Erfolg in Digimodes betreiben konnte. Störend finde ich beim Mobilbetrieb nur, dass es während der Fahrt einfach nichz möglich ist, von 40m auf 20m zu wechseln. Zudem habe ich in der PA einen Tuner, sodass eine unbedingte Resonanz nicht zwingend an der Antenne selbst notwendig ist.
Eine Ausnahme bilden an dieser Stelle die Monobandstrahler von DK2RZ. Diese sind hinreichend resonant, um mit gängigen Anpassgeräten in Resonanz versetzt zu werden. Überzeugt haben mich bei den Antennen insbesondere viele QSOs auf 40m mit Mobilstationen, die mir stets durch wirklich gute Signale auffielen. Leider bleibt noch der Nachteil der Monobandlösung selbst, aber für 40m wird mein Herz sicher doch noch eines Tages schwach werden...
4) Der Systembaukasten
An dieser Stelle ist ein traditioneller Hersteller zu nennen, der seit vielen Jahrzehnten ein ausgeklügeltes Antennen-System anbietet – Hustler. Relativ frei kann sich der geneigte OM seine Mobilantenne konfigurieren: kleiner Mast – großer Mast – knickbar – stabil – Resonator für ein Band – bis zu 4 Resonatoren gleichzeitig. Ein tolles System, wie ich finde, dass obendrein auch preislich nicht unattraktiv ist. Einzig stört mich, dass die Nutzung von mehreren Resonatoren mit der Adapterplatte zu einem ganz schönen Antennenbaum am Fahrzeug führen, der bei Autobahnfahrten sicher ganz schön in Wallung gerät. Das war mir bis dato zu gefahrvoll, weswegen ich die Antenne ebenfalls beiseite schob.
5) Die Sündhaftteuren
Teuer ist ja bekanntlich relativ. Allerdings lässt sich bei Preisen von jenseits der 1.000€ Grenze für eine Mobilantenne sicher von hinreichender Repräsentativität in diesem Zusammenhang sprechen. Antennen, die in diese Kategorie fallen, sind z.B. jene Stealth-Antennen, welche ähnlich dem Screwdriverprinzip arbeiten und für professionelle Anwender bestimmt sind. Schlagfestes ABS, rasend schnelle Abstimmung und Betrieb in allen Klimazonen sind hierbei natürlich Selbstverständlichkeiten...
Ebenfalls unter diese Kategorie verorte ich diverse Angebote an Mobilantennen, die mittels vieler Stubs versuchen, Mehrbandbetrieb zu ermöglichen und dabei preislich wiederum in Richtung der Screwdrivers zeigen. Diamond hat solche Antennen im Angebot, die teils aber nur 20W verdauen, schwierig abzustimmen sind und dafür in Nutzerberichten hinsichtlich ihrer Performance arg abgestraft werden.
6) Die Rute
Sie klingt unspektakulär und das ist sie auch. Konzeptionell basiert die Rute eigentlich auf einem Koppler, der automatisch in Lage ist, Drähte verschiedenster Längen auf Resonanz zu zwingen. Geläufig sind diverse AHs von Icom oder FGs von Yaesu. Bekannt sind zudem der CG3000 oder Produkte der Firma SGC. Diese Tuner sind in der Lage, einen Draht, beispielsweise ab 2m Länge bei einem entsprechenden Gegengewicht von 40m bis 6m auf allen Frequenzen abzustimmen. Desto länger der Draht, desto besser das Gegengewicht, desto besser ist natürlich der Wirkungsgrad. Aber die Lösung ist in fast jeder Situation nicht nur in der Bedienung komfortabel, sondern auch sehr flexibel an fest jedem Ort einsetzbar.
Da die KXPA100 über einen internen Tuner verfügt, der in der Lage ist, bei 100W Output noch ein SWR bis 10 in erträgliche Bereiche unter 2 zu transformieren, lag der Schluss nahe, einmal eine Rute als Antenne zu testen. Nun ging es auf die Suche nach einem mechanisch geeigneten Strahler für den Mobilbetrieb. Auch hier ist das Preisgefüge breit gefächert und beginnt bei um und bei 30€ (simple MFJ Federstahlrute) und zieht sich bis deutlich über 300€ (Icom AH2). Ich entschied mich für die schneeweiße Yaesu YA007, die nicht nur den Strahler mitliefert, sondern zugleich auch einen ordentlichen Anschlussfuß samt Tonnenfeder, der wiederum von Diamond stammt. Letztere Komponenten sind beim Einzelkauf hinsichtlich ihres Preises leider auch nicht zu unterschätzen...
Damit war die Entscheidung gefallen, bestellt – geliefert – fertig. Fertig? Nicht ganz, zwar sind nun die entscheidenden Baugruppen vor Ort, aber ein kleines Detail fehlt natürlich noch. Die Yaesu-Rute muss noch irgendwie am Fahrzeug befestigt werden. Da ich bei Diamonds Kofferraumklemme weder mit der Qualität, noch mit der Stabilität zufrieden war, stand schnell für mich fest, wieder eine Eigenbaumontage für die Anhängerkupplung vorzusehen. Ja, in der Tat, ein solcher Aufbau ist rechtlich fragwürdig - zumindest während der Fahrt. Hinsichtlich der mechanischen Stabilität sowie mit Blick auf die elektrische Verbindung zur Fahrzeugmasse findet sich jedoch kaum ein geeigneterer Platz für die Antenne.
Gesagt getan, kaufte ich zwei 70er Unterlegscheiben, die etwa 1,5mm Materialstärke aufweisen. Da Anhängerkupplungen auf 50mm Durchmesser genormt sind, passen die Scheiben sehr gut als kostengünstige und stabile Basisplatten. Drei Löcher für 6er Schrauben reichen nach meiner Erfahrung, um dann mit selbstsichernden Muttern den Kopf der Anhängerkupplung so zu umschließen, dass auch bei einer Lockerung der Muttern der Antennenfuß nicht verloren werden kann.
An der Unterlegscheibe lässt sich Fuß der Yaesu-Rute mit zwei 5er Schrauben ebenfalls leicht und sicher befestigen. Der Aufbau klingt ist unspektakulär, kostet wenig und hat die ersten Autobahnkilometer bereits erfolgreich absolviert.
Der Anschluss wird per RG58 ausgeführt, welches sich noch gut durch die Kofferraumabdichtung führen lässt.
Nachdem die Antenne ihren Platz am Fahrzeugheck gefunden hat, geht es nun daran, den KX3 in den Caddy zu integrieren. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei dem Fahrzeug um einen originären Lieferwagen handelt, stellt Platz somit kein Problem dar. Im Kofferraum befinden sich seitliche Ablagen, in welche die KXPA100 saugend passt. Die Kabel lassen sich in weiten Teilen mit geringem Aufwand unter den Kunststoff-Abdeckungen oder unter den Fußmatten entlang führen.
Im Cockpit wurde ich überrascht. Schließlich muss hier der KX3 so platziert werden, dass eine ergonomische Bedienung während der Fahrt gewährleistet ist. Die ausklappbaren Füße des KX3, die ihm zwar auch viel Kritik eingebracht haben, passen vorzüglich in die Lüftungsgitter in der Mittelkonsole. Mit zwei kleinen Kabelbindern an den Fußenden lassen sich Widerhaken basteln, damit der KX3 während der Fahrt nicht aus den Lüftungsgittern herausrutschen kann.
Was sich beim 857 als wenig ergonomisch erwies, war das Handmikrofon. Dies hatte wenig mit dem Mikro selbst zu tun, sondern lag allein in der Tatsache begründet, dass mir die dritte Hand zum Funken, Lenken und Schalten fehlte. Da ich auch portabel ein günstiges Sennheiser Headset via VOX nutze, war schnell der Gedanke geboren, dies auch im Mobilbetrieb zu nutzen.
Im praktischen Betrieb hat sich der Aufbau bereits gut bewährt. Die Ergonomie ist ausreichend gegeben, sodass sich auf der Autobahn oder auf langgezogenen Landstraßen erfolgreich QSOs führen lassen. Die VOX ist schnell aktivier- sowie deaktivierbar und funktioniert zuverlässig. Der Antenne kann von der KXPA100 von 40m bis 10m sehr gut abgestimmt werden. SWRs von maximal 2,2 stellen sich frequenzabhängig ein. Der Betrieb auf 80m scheitert am SWR von um und bei 3, wobei 2,2m Antennenlänge hier ohnehin mangels Ladespule zu wenig brauchbaren Resultaten führen dürften. Die Perfomance im QSO-Betrieb ist von 10 – 20m als sehr gut und subjektiv vergleichbar zur ATAS zu bewerten. Auf 40m sind QSOs möglich, aber merklich schwerer erreichbar. Subjektiv halte ich die Antenne auf 40m jedoch für überlegen im ex post Vergleich zur ATAS.
1 Kommentar:
Toller Beitrag, danke dafür! 73 Jens
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